Die Königstochter und die Gänse

Es war einmal eine Königin mit fünf Kindern - vier Söhnen und einer Tochter. Eines Tages wurde die Königin sehr krank und nur das Wasser einer Quelle im Wald würde sie genesen lassen. Zuerst machte sich der älteste Königssohn auf den Weg, das Wasser zu holen, doch schon bald stolperte er und sein Wasserkrug zerbrach.

Nach und nach erging es leider allen vier Prinzen gleich und keinem gelang es, der Mutter das heilende Wasser zu bringen.

Da rief die Königin im Zorn: "Geist, verwandle diese bösen Kinder in Gänse!" 

Kaum hatte sie diesen Fluch ausgesprochen, verwandelten sich ihre Söhne in Gänse und flogen davon.

Die Tochter der Königin fragte ihre Mutter immer wieder nach ihren Brüdern, bis die Königin ihr von dem Fluch erzählte. Sofort machte sich die Prinzessin auf, ihre Brüder zu suchen.

Erst nach vielen Jahren erblickte die Königstochter ihre Gänsebrüder und brach in Tränen aus: "Meine lieben Brüder! Ich will alles tun, um euch zu erlösen!"

"Vier Jahre musst du umherirren und darfst kein Sterbenswort sprechen, dann sind wir erlöst", sprachen die Brüder.

Als die Prinzessin wieder in den Wald gelaufen war, traf sie auf einen Königssohn, der gerade auf der Jagd war. Er staunte, als er die wunderschöne Königstochter erblickte. Doch gleich in welcher Sprache er fragte, sie antwortete nicht. Der Prinz nahm sie zu sich und machte sie zu seiner Gemahlin. Obwohl die Prinzessin nie sprach, lebten beide glücklich zusammen.

Als der Königssohn in den Krieg ziehen musste, blieb die Prinzessin mit der alten, bösen Stiefmutter des Prinzen in Erwartung ihres ersten Kindes zurück.

Noch in der Geburtsnacht stahl die böse Stiefmutter den kleinen Jungen. Ihrem Sohn schrieb sie, dass seine Gemahlin einen behaarten Hund zur Welt gebracht hätte. 

Der Königssohn kam zornig heim und ließ die arme, weinende Prinzessin in ein kleines Haus sperren. 

Da kamen ihre Brüder und riefen: "So wie du uns erlöst hast, helfen wir auch dir!"

Die vier Jahre waren um und die Königstochter hatte ihr Wort gehalten. So erzählte sie ihrem Gemahl unter Tränen, wie sie ihm einen Sohn geboren hatte und was die Stiefmutter ihr angetan hatte. Da ließ der Prinz die böse Stiefmutter in den dunkelsten Kerker werfen, befreite seinen Sohn und lebte fortan mit seiner Familie glücklich zusammen.

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