Das "Federbett-Daunchen"

Paul liegt in seinem Bett und soll schlafen. Nur draußen ist es noch ganz hell. Außerdem wäre er lieber noch eine Runde mit dem Dreirad gefahren.

Paul zwinkert mit den Augen, wackelt mit den Zehen. Jetzt liegt er ganz ruhig und lauscht auf die Geräusche, die von draußen in das Kinderzimmer dringen. Auch die Hühner sind noch munter und gackern aufgeregt. Der Hofhund Bruno vor der Tür bellt kurz und knurrt.

Was er bloß wieder entdeckt hat? Paul wüsste es zu gern.

Plötzlich hört er ganz nahe an seinem Ohr ein zartes Stimmchen.

"Hallo Paul, ich bin's !"

Paul wundert sich, wer da mit ihm redet.

"Na' ich bin's, das Daunchen im Zipfel deines Federbettes. Willst du mir zuhören? Bestimmt möchtest du wissen, was ich hier im Dorf schon erlebt habe! Schließlich war ich nicht schon immer in deiner Zudecke. Einst "saß" ich unter dem Bauch der Henne Berta. Na ja "saß" ist etwas schlecht ausgedrückt. Ich war gewachsen im Gefieder von Berta, neben vielen anderen größeren und kleineren Federchen.

Eines Tages zupfte sich Berta Federchen aus ihrem Gefieder und baute aus Stroh und Heu ein Nest; weich, warm und kuschelig. Es dauerte nicht lange und fünf Eier lagen im Nest. Berta saß nun Stunde um Stunde darauf herum und brütete. Na klar, sie wollte Küken ausbrüten.

"Mir als Daunchen war das ganz schön langweilig und oft sooo warm. Besser war es dann schon, wenn Berta kurz mal im Hof oder Garten scharren ging, um ein par Körner oder Würmer zu fressen. Da konnte ich den Wind durch mich hindurchpusten lassen oder wurde aufgeschüttelt und zurechtgerückt.

Auf so einem Bauernhof gibt es wirklich allerhand zu entdecken und zu erleben. Die ganze Brüterei dauerte ziemlich lange, ich glaube an die 30 Tage.

Eines Tages fing es in den Eiern an zu knistern und zu knacken und es wurde gegen die Schale geklopft. Aha, die Kühen wollten heraus. Und schon schlüpften die Kühen - eines nach dem anderen - aus den Schalen. Die gelben Puschel-Küken piepsten aufgeregt und fröhlich ihrer Mami entgegen. Berta war so erfreut und stolz. Ich auch, schließlich war ich ja am "Warmhaltegeschäft" beteiligt gewesen.

Nun wirst du dich schon lange fragen, wie ich denn nun aber in dein Bett gekommen bin. Das kam so: Berta und ihre Schwestern kommen einmal im Jahr in die "Mauser". Das ist so etwas wie Wintersachen aus- und Sommersachen anziehen. In der Zeit sitzen viele Federn ganz locker, fallen alleine heraus oder werden ganz vorsichtig ausgezupft. So erging es mir auch. Die Oma zupfte mich sanft aber bestimmt heraus und steckte mich in einen Sack; dort waren schon jede Menge anderer Daunchen. Ich hörte noch, wie sie sagte, das wird ein herrliches Federbett für meinen Enkel Paul. So passierte es denn auch. 

Oma brachte mich eines Abends in die Dorfstube. Dort waren ganz viele Frauen zum "Federnschleißen" versammelt. Sie zupften die ganz zarten Daunenfahnen von den harten Kielen, damit im Inlett auch bloß nichts drückt und piekt. Es wurde viel erzählt, gelacht und gearbeitet. Oma hatte fleißig gezupft. Jetzt nahm sie alle Daunchen und steckte uns gemeinsam in das nagelneue Federbett.

Huch, es war ja sehr finster darin, die Vorfreude auf das zu Erwartende war aber größer - schließlich galt es ja nun wieder, die "Wärmeaufgabe" zu erfüllen. Ich wusste ja, ich komme zu einem kleinen Jungen, da konnte ich bestimmt tolle und aufregende Dinge erleben... Siehst du, jetzt bin ich bei dir, Paul."

Paul war nun doch eingeschlafen und hielt den Bettzipfel mitsamt dem Daunchen fest in seiner Hand.

zurück nach oben